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Dr. med. Gian Bischoff

Herr Dr. med. Gian Bischoff, Facharzt FMH für Kinder- und Jugendmedizin Spez. Entwicklungspädiatrie, hat im Jahre 2008 eine Praxis in Altstetten ZH eröffnet. Wie hat er diesen grossen Schritt in die Selbständigkeit vorbereitet und wie hat er ihn erlebt? Was würde er heute anders machen? Das und noch vieles mehr für alle, die diesen Schritt noch vor sich haben und aus den Erfahrungen von Kollegen profitieren möchten.

Herr Doktor Bischoff, warum haben Sie sich für eine Praxiseröffnung und nicht für eine Übernahme entschieden?
Da ich noch über eine Praxisbewilligung verfügte, hatte ich die Möglichkeit eine Praxis neu zu eröffnen. Ich war damit nicht darauf angewiesen, eine Praxis übernehmen zu können. Hätte sich die Möglichkeit ergeben, eine Praxis an einem mir gelegenen Standort zu übernehmen, wäre das durchaus auch eine Option gewesen. Allerdings wollte ich nicht unbedingt einen festen Patientenstamm übernehmen, da ich als Behandlungsmöglichkeit auch Homöopathie anbiete und deshalb mir lieber meinen eigenen Patientenstamm aufbauen wollte.

Warum haben Sie sich ausgerechnet in Zürich niedergelassen?
Ich wohne in Zürich, habe hier auch in der Kinderklinik gearbeitet, kenne deshalb die Strukturen hier am besten. Eine Praxis auf dem Land wäre nicht undenkbar gewesen, allerdings habe ich mir immer einen kurzen Arbeitsweg gewünscht, deshalb war Zürich für mich naheliegend.

War für Sie eine Gemeinschaftspraxis nie ein Thema? Warum?
Eine Gemeinschaftspraxis habe ich mir sehr wohl auch überlegt. Da es sich aber nicht ergeben hat, dass ich jemanden gefunden hätte, mit dem ich mir eine Zusammenarbeit sehr gut hätte vorstellen können, habe ich mich entschlossen, vorerst allein in die Praxis zu gehen. Das macht auch den Aufbau eines Patientenstammes einfacher, da nur ein Arzt damit versorgt werden muss. In Zukunft kann ich mir durchaus auch vorstellen, meine Praxis zu erweitern und mit jemandem zusammenzuarbeiten.

Wie haben Sie das Projekt «Praxiseröffnung» vorbereitet?
Ich habe in der Phase der Vorbereitung zu 80% als Oberarzt gearbeitet und dementsprechend nicht sehr viele freie Kapazitäten gehabt. Ich war sehr froh um die Beratung durch Federer & Partners und habe mich ganz auf die Ratschläge dieses erfahrenen Teams verlassen. Fachlich hatte ich durch eine 6-monatige Praxisassistenz genügend Erfahrungen über den Ablauf und die Herausforderungen des Praxisalltags, so dass ich mich in diesem Bereich nur wenig vorzubereiten hatte.

War es schwierig im Fall einer Praxiseröffnung einen Bankkredit zu bekommen?
Mit dem Businessplan, den mir FEDERER & PARTNERS verfasst hatten, habe ich überhaupt keine Mühe gehabt einen Kredit zu erhalten (das war 2007). Ich hatte mehrere Angebote und konnte mir das Beste aussuchen.

Wie haben Sie die letzten Tage vor der Eröffnung erlebt?
Die letzten Tage waren schon mit Spannung verbunden, wie wohl alles anlaufen würde, ob ich für jeden Fall gerüstet wäre. Immer wieder ist mir etwas in den Sinn gekommen, was ich noch bedenken müsste oder was noch auf mich zukommen könnte. Schliesslich war ich froh, als es soweit war und los ging.

Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis?
Der erste Tag in der Praxis war sehr angenehm. Wir waren gut gerüstet. Mit acht Patienten hatten wir auch ein bisschen etwas zu tun, so dass wir uns nicht allzu sehr Sorgen machen mussten, ob denn jemand kommen würde.

Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach 1 1/2 Jahren?
Nach 1 1/2 Jahren läuft die Praxis so gut, dass ich bereits nur noch sehr selektiv neue Patienten aufnehmen kann. Ich sehe, dass es auch finanziell gut läuft und muss mir momentan keine Sorgen machen. Die Arbeit gefällt mir nach wie vor sehr gut, auch wenn ich teilweise viel arbeite. Damit hat sich der Aufwand sehr gelohnt und ich bin glücklich über die Entscheidung in die Praxis zu gehen.

Was würden Sie heute anders machen?
Ich würde heute vor der Praxiseröffnung eine zweimonatige Pause einschalten, um genügend Zeit zu haben, mich vorzubereiten. Am Ende gibt es viele Dinge zu entscheiden und abzuklären bezüglich Einrichtung, Mobiliar, Verbrauchsmaterial usw. Tausend kleine Entscheidungen, welche ich irgendwo zwischen Arbeit und Familienleben quetschen musste. Das war zeitweise sehr belastend.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Ich denke, ich habe eine breite gute Ausbildung, in erster Linie durch meine Tätigkeit als Oberarzt in einer kleineren Kinderklinik, wo ich im Dienst für die ganze Klinik zuständig war und somit dem ganzen Gebiet der Pädiatrie konfrontiert wurde. Anderseits habe ich durch meine Praxisassistenz eine gute Vorbereitung auf die Arbeit in der Praxis gehabt.

Was würden Sie Ihren Kollegen, welche den Schritt in die Selbständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Zum einen würde ich jedem und jeder eine Praxisassistenz empfehlen. Ich denke, es ist etwas sehr Wichtiges, einerseits um überhaupt zu sehen wie der Alltag in einer Praxis funktioniert und zu schauen, ob einem das gefällt, andererseits aber auch um sich fachlich auf die Praxistätigkeit vorzubereiten, da in einer Praxis eine ganz andere Medizin betrieben wird (werden sollte), wie wir sie im Spital gelernt haben. Bei der Umsetzung der Praxispläne kann ich allen nur empfehlen, sich professionell unterstützen zu lassen. Das erspart einem viel Ärger und auch Arbeit, ganz abgesehen davon, dass sich dadurch die Chance auf Erfolg wohl beträchtlich steigert.

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