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Prof. Dr. med. Gudrun Neises

Frau Prof. Dr. med. Gudrun Neises, Fachärztin FMH für Endokrinologie und Diabetologie, hat im Jahre 2012 eine Praxis in der Stadt Luzern übernommen. Wie hat sie diesen grossen Schritt in die berufliche Selbständigkeit vorbereitet und wie hat sie ihn erlebt? Was würde sie heute anders machen? Das und noch vieles mehr für alle, die diesen Schritt noch vor sich haben und aus den Erfahrungen von Kollegen profitieren möchten.

Frau Professor Neises, warum haben Sie sich für eine «Praxisübernahme» und nicht für eine «Praxiseröffnung» entschieden?
Der Vorteil einer Praxisübernahme liegt auf der Hand: Man steigt in einen laufenden Betrieb ein und spart sich dadurch eine mühsame jahrelange Aufbauarbeit. Es kann sofort losgehen: mit vorhandenem Patientenstamm, Personal, Mietvertrag, technischer Ausstattung, eingespielten Abläufen, etc.

Warum haben Sie sich ausgerechnet in Luzern niedergelassen?
Ich hatte seinerzeit die Wahl zwischen einer Praxis in Bodenseenähe und der Niederlassung in Luzern. Für Luzern spricht eindeutig das hohe Mass an Lebensqualität: die wunderschöne Umgebung mit Bergen und See, die zentrale Lage mitten in der Schweiz und mitten in Europa, die Mischung zwischen städtischer Angebotsvielfalt und wunderbarer ländlicher Umgebung, die vielen interessanten Menschen, die hier seit Jahren wohnen – und natürlich auch diejenigen, die sich neu hier angesiedelt haben oder ansiedeln. Luzern ist eine tolle Stadt. Hier wird Vieles von der Basis her entwickelt und für viele offen gelebt. Mich fasziniert vor allem, wie durch Bürgerengagement interessante Veranstaltungen entstehen, sei es im KKL, sei es beim Blue Balls Festival oder anderen Kulturveranstaltungen.

Wie haben Sie das Projekt «Praxisübernahme» vorbereitet?
Mit Unterstützung durch professionelle Beratung. Mir haben die Beratungsgespräche und Vorbereitungsarbeiten zusammen mit dem Team von FEDERER & PARTNERS sehr geholfen.

Welche Ängste haben Sie während der Vorbereitungszeit begleitet?
Es war zum einen die Angst, ob ich es schaffe, in einer für mich neuen Umgebung erfolgreich zu sein. Es waren Ängste, ob ich es in neuer Selbstständigkeit finanziell schaffe. Es war die Angst, ob die vielen neuen Patientinnen und Patienten auch bei mir bleiben, wenn sie mich einmal kennengelernt haben.

War es schwierig im Fall einer «Praxisübernahme» einen Bankkredit zu erhalten?
Hierzu hatte ich eine gute Vorbereitung durch FEDERER & PARTNERS, die mir eine umfangreiche Bewertung der Praxis sowie einen Businessplan erstellt haben und mir die Kontakte zu Banken vermittelt haben. Die Banken selbst habe ich sehr unterschiedlich erlebt. Eine davon war sehr schnell und flexibel und ist jetzt unsere Hausbank, andere waren eher zögerlich und zurückhaltend.

Wie haben Sie die letzten Tage vor der «Praxisübernahme» erlebt?
Offen gesagt in einer gehörigen Anspannung. In einem für mich neuen Lebensumfeld eine eigene Praxis zu führen, mit Verantwortung für Patientinnen und Patienten sowie für Personal – das war eine Herausforderung der besonderen Art.

Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis?
Aufregend, weil mit völlig neuem Gefühl.

Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach gut 4 1⁄2 Jahren?
Ich fühle mich mit meinem Wechsel in die Schweiz innerlich bestätigt. Die Arbeitsbedingungen für Ärzte sind hier gut und berechenbar. Das ist nicht überall so. Und ich bin zufrieden mit dem, was ich in jetzt fast fünf Jahren aufbauen konnte. Für mich ist die Treue meiner Patientinnen und Patienten, die rege Nachfrage vieler neuer Patienten sowie das breite Netz an zuweisenden Kolleginnen und Kollegen Bestätigung dafür, dass mein Weg bislang richtig war. Menschlich habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Aber unter dem Strich stimmt es für mich. Ich bin vor allem froh, dass ich inzwischen in der Praxis ein Team von Mitarbeiterinnen habe, die zu mir halten und mir guttun.

Was würden Sie heute anders machen?
Ich würde insgesamt wählerischer damit umgehen, für was und wen ich meine kostbare Zeit investiere. Dazu zählt auch die Auswahl, zu welchen Veranstaltungen ich gehe und wie viele Vorträge ich pro Jahr halte. Manchmal ist weniger mehr.

Planen Sie in naher Zukunft, ihre Praxis weiter auszubauen, d.h. allenfalls eine Ärztin/einen Arzt mit ins Boot zu holen?
Ja, die hohe Nachfrage durch neue Patientinnen und Patienten, bei immer weiter wachsendem Stamm treuer Patientinnen und Patienten, führt unmittelbar zu dem Ergebnis, dass diese Praxis für Endokrinologie und Diabetologie eine gute Basis bildet für mindestens zwei Ärzte meines Fachgebietes, wenn nicht sogar für mehr. Darüber hinaus habe ich noch Ideen, welche weiteren sinnvollen Versorgungsangebote wir vor Ort aufbauen könnten. Die jetzige Struktur der Praxis, die schönen grosszügigen Räume und die hervorragende City-Lage bieten sich für eine modulhafte Weiterentwicklung geradezu an. Und natürlich wäre es schön, wenn wir als Ärzte untereinander uns die Arbeit und den Ertrag teilen, uns gegenseitig vertreten und fachlich auf gleicher Wellenlänge über Verbesserungen für unsere Patientinnen und Patienten diskutieren könnten. Das wäre sozusagen eine Win-Win-Situation für alle.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Das können andere sicher besser beurteilen als ich. Für mich sind wichtig: eine gute Betreuung meiner Patienten, Gründlichkeit und Genauigkeit bei der Analyse ihrer oft komplexen Krankheitsbilder, das Studium neuer medizinischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse, also Fortbildung, Fortentwicklung und Erreichbarkeit, wenn meine Patienten Probleme haben und meine Hilfe bzw. meinen Rat brauchen. Im Kern engagiere mich gerne, und zwar voll und ganz – für die Sache, für Inhalte, für meine Patientinnen und Patienten. Es macht mir Spass, mich in komplexe Krankheitsgeschichten einzuarbeiten. Und es freut mich jedes Mal, wenn ich eine dicke Nuss knacken und meinen Patienten helfen kann.

Was würden Sie Ihren Kollegen, welche den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Den Mut, neue Wege zu gehen. Den Optimismus, dass Selbständigkeit zugleich Unabhängigkeit und Freiheit bedeutet. Die Zuversicht, dass eine offene und faire partnerschaftliche Zusammenarbeit von mehreren Ärzten eine gute Praxiskonstellation darstellt und ein hohes Mass an beruflicher Zufriedenheit und ein hohes Mass an Work-Life-Balance mit sich bringen kann. Dazu ist natürlich elementar wichtig, dass die richtigen Partner zusammenfinden.

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