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PD Dr. med. Arno Frigg

Herr PD Dr. med. Arno Frigg, Facharzt FMH für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates spez. Fusschirurgie, hat im Jahre 2012 eine Facharztpraxis in der Stadt Zürich übernommen. Wie hat er diesen grossen Schritt in die berufliche Selbständigkeit vorbereitet und wie hat er ihn erlebt? Was würde er heute anders machen? Die Praxis läuft gut und er sucht Verstärkung. Das und noch vieles mehr für alle, die diesen Schritt noch vor sich haben und aus den Erfahrungen ihrer Kollegen profitieren möchten.

Herr Doktor Frigg, warum haben Sie sich für eine «Praxisübernahme» und nicht für eine «Eröffnung» entschieden?
Die Kosten, eine Praxis zu eröffnen, die Einrichtungen auszubauen und dann die ersten 3 Monate nicht ausgelastet arbeiten zu können, waren gleich hoch oder eher höher, als eine Praxis zu kaufen. Zudem war die Lage der Praxis an der Bahnhofstrasse Zürich direkt an der Haltestelle Rennweg erstklassig (diese Orte kannte ich bis dann nur vom Monopoly als die lästigen dunkelblauen Felder am Schluss, die immer so teuer waren). An so eine Lage kommt man nicht einfach mit einem netten Anruf hin. So war die Entscheidung einfach.

Warum haben Sie sich ausgerechnet in der Stadt Zürich niedergelassen?
Ich war mehrmals im Ausland insgesamt 2 Jahre in Canada und USA und ein knappes halbes Jahr am Albert Schweitzer Spital in Haiti. Zürich ist eine «little Big City», wie man international Zürich zärtlich nennt. Der Mindset ist international und es bestehen keine Vorurteile oder Voreingenommenheit. Konkret, niemand kannte mich und ich koche nur ehrlich mit lauwarmem Wasser und die Praxis läuft super. In einer der anderen Schweizer Städte wäre dies nicht so gewesen. Dort sind alte her gebrachte Beziehungen wichtiger als Qualität. Zudem rangiert Zürich neben Wien, Melbourne und Vancouver zuvorderst in den lebenswertesten Städten der Welt auf ca. Rang 4.

Wie haben Sie das Projekt «Praxisübernahme» vorbereitet?
Nach einem tiefen Schlucker nach dem Erfahren des Kaufpreises habe ich dann mit Herrn Federer an einem Samstagmorgen aus dem Auto telefoniert (Herr Federer ist für mich heute noch wirklich immer erreichbar für Ratschläge jederart, wofür ich ihm sehr dankbar bin). Die Erstellung eines Businessplans durch FEDERER & PARTNERS hat alles sogar vor dem Kauf der Praxis relativiert. Die Geldbeträge beim Kauf, aber auch Führen einer Praxis haben 2 Nullen mehr als alles, was ich bisher aus dem normalen Leben kannte. Dafür braucht es einen guten Berater, damit man gut schlafen kann. Das Risiko für Entscheidungen mit so grossen Geldbeträgen konnte ich nicht alleine auf meine Schultern nehmen.

War es schwierig im Fall einer «Praxisübernahme» einen Bankkredit zu erhalten?
Das war problemlos. Ich konnte zwischen 5 Banken auslesen und die Zinsen waren und sind tief.

Wie haben Sie die letzten Tage vor der «Übernahme» erlebt?
Schwierig – aber ich war mir aus meinen Forschungsprojekten eigentlich gewohnt, dass alles schief geht. Die MPA meines Vorgängers hat in letzter Sekunde noch gekündigt, sodass ich innert 6 Wochen eine neue MPA suchen musste. Der grösste Reinfall war die Computerfirma, deren Namen ich ja nicht nennen darf. Weder Drucker, Fax noch Schnittstellen haben funktioniert. Beim Kauf wurde mir das blaue vom Himmel versprochen und trotz 2 Wochen Reserve vor Sprechstundenbeginn, hat am «grossen» Eröffnungstag das Meiste nicht funktioniert.

Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis?
Katastrophal und ernüchternd. Die Computer haben grösstenteils nicht funktioniert und die Probleme konnten erst nach ca. 3 Wochen gelöst werden. Da die Patienten dies mit langen Wartezeiten mitgekriegt haben, habe ich abends dann die meisten Patienten nochmals angerufen und mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Doch für die Computerprobleme hatten die meist älteren Patienten mit Schmunzeln viel Verständnis.

Ihr Praxisvorgänger, Herr Prof. Dr. med. Hans Zollinger-Kies, arbeitet seit der Praxisübergabe gemeinsam mit Ihnen in der Praxis mit. Zudem beschäftigen Sie seit einiger Zeit noch zwei weitere Assistenz-Ärztinnen in Ihrer Praxis. Wie haben Sie den Rollenwechsel vom Angestellten zum Vorgesetzten erlebt?
Der Vorschlag und die Konstruktion der gemeinsamen Tätigkeit von Vorgänger und Käufer durch Herrn Federer war vom organisatorischen, menschlichen und auch finanziellen eine hervorragende Idee. Die alleinige Teilung der Infrastrukturkosten mit meinem Vorgänger hat mir den Kaufpreis der Praxis über 2 Jahre fast zur Hälfte wieder eingespielt. Der Wechsel zum «Chef» ist anspruchsvoll, da ich dazu an einer Universität nicht ausgebildet wurde, dort zählt das Velofahrer-Prinzip. Der Führungsstil an der Uni und in der Privatwirtschaft ist wie Tag und Nacht. Die Ansicht, dass man das Alte ehrt und respektiert, hat sich auch sehr bewährt – konkret hatte ich Prof. Zollinger als «erfahrenen Kenner der Szene» immer zur Verfügung für alle Entscheidungen, was sich sehr bewährt hat.

Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach über 3 Jahren?
Hervorragend – oder, wer an einem öffentlichen Spital arbeitet, ist «im Dornröschenschlaf». Ich habe jahrelang als Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie meine 100 Stunden-Wochen mit allen Schwerverletzen aus der Zeitung im Schockraum für 9000.–/Monat verbracht. Heute sieht dies ganz anders aus. Zudem mache ich einfach was ich will: ich mache die Medizin, die ich will, ich habe diverse Dissertanten und Masterstudenten, bin freier Forschungsberater, mache Sport und verbringe viel mehr Zeit mit meinen 3 Kindern als vorher, da meine Frau auch wieder als Ärztin arbeiten kann, da meine Arbeitszeiten steuerbar sind und ich (fast) keine Dienste habe, und nicht immer, wie an der Uni, jeder Tag open end ist.

Was würden Sie heute anders machen?
Nichts. Ich bin der Ansicht, dass das Glücksprinzip im Leben ist, dass man macht, was man will. Allein die Computerfirma würde ich auf den Mond transferieren und eine andere wählen. Die Werbung der Firma ist Betrug, es konnte eine aussergerichtliche Einigung erzielt werden und die Diskussion endete damit «zeigen Sie mir doch in unserem Vertrag, wo steht dass der Computer/Drucker/Software funktionieren muss…» wenn ich als Arzt so arbeiten würde, wäre ich längst als Kurpfuscher in der Zeitung und vor Gericht.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Durch den unerwartet frühen Tod meines Vaters habe ich die Medizin von der «anderen Seite» kennengelernt. Ich versuche die Menschen so zu behandeln, wie ich es bei meinem Vater gewünscht hätte. Konkret schnelle Reaktionszeit, sich Zeit nehmen, hohe Qualität und Kompetenz. Die Praxis ist überbucht und ich suche daher noch einen weiteren Arzt, welcher den nach dem definitivem Weggang meines Vorgängers im 2016 in der Praxis mitarbeitet, um diese Werte weiterhin umzusetzen, insbesondere der Nachfrage nachzukommen. Es gibt eigentlich nichts Schlimmeres, als wenn man unter Zeitdruck herum hetzt, keine Zeit für ein nettes Wort für den kranken Menschen hat und dann noch einen medizinischen oder organisatorischen Fehler nur aus Zeitdruck macht.

Was würden Sie Ihren Kollegen, welche den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Es ist wie beim Fallschirm springen. Jeder kann einen Fallschirm kaufen, aber springen muss man selbst. Man kann nicht alles versichern. Und ich hatte ja Herrn Federer zur Seite, welcher mich vor viel Unsinn und schlechten Entscheidungen bewahrt hat. Konkret sein Honorar hat sich durch die gute Beratung um eine mehrfaches hereingespielt.

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