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Gabriele Waldmann

Frau Gabriele Waldmann, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, hat im Jahre 2013 eine Facharzt-praxis in Kerzers FR übernommen. Wie hat sie diesen grossen Schritt in die berufliche Selbstständigkeit vorbereitet und wie hat sie ihn erlebt? Was würde sie heute anders machen? Das und noch vieles mehr für alle, die diesen Schritt noch vor sich haben und aus den Erfahrungen von Kollegen profitieren möchten.

Frau Waldmann, warum haben Sie sich für eine «Praxisübernahme» und nicht für eine «Praxiseröffnung» entschieden?
Im Falle einer Praxisübernahme schien mir das wirtschaftliche Risiko geringer, als bei einer Praxisneueröffnung. Ich kannte die Umsätze meines Vorgängers und die Grösse des Patientenstamms. Die Übernahme der vorbestehenden Strukturen, wie Mobiliar, Instrumente und vieles mehr bedeuteten für mich eine enorme Erleichterung. Auch wollte das bisherige Personal unter meiner Leitung in der Praxis weiter tätig sein. Diese Vertrautheit schätzen die Patienten sehr.

Warum haben Sie sich ausgerechnet in Kerzers niedergelassen?
Davor war ich ebenfalls in ländlicher Umgebung tätig. Das hatte mir gut gefallen. Insofern war Kerzers ein interessanter Standort für mich. Trotz seiner ländlichen Lage hat Kerzers eine günstige Verkehrslage (direkte Lage an der Autobahn, ein Bahnhof ist vorhanden). Ein weiterer Grund, mich gerade hier in Kerzers niederzulassen, war das grosse Einzugsgebiet.

Wie haben Sie das Projekt «Praxisübernahme» vorbereitet?
Hierbei war mit die Beratung durch FEDERER & PARTNERS eine grosse Stütze. Sie unterstützten mich beim Erstellen des Businessplans, bei der Ausarbeitung des Praxisübernahmevertrags, diversen Verhandlungen, usw. Zudem hatte ich einen Vorbereitungskurs zur Praxisübernahme belegt. Das gab mir einen groben Überblick über das Unterfangen. Die beim Kurs ausgehändigten Materialien waren zudem sehr hilfreich, da darin viele gute Adressen zu finden waren. Auch von KollegInnen, die sich gerade niedergelassen hatten, konnte ich gut lernen.

Welche Ängste haben Sie während der Vorbereitungsphase begleitet?
Ich hatte meine unbefristete Anstellung als Oberärztin gekündigt. Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit war nicht sicher vorhersehbar, wie hoch mein monatlicher Lohn sein würde. Zudem kam auch die Belastung durch die Verschuldung dazu. Kurz vor Praxisübernahme hatte ich einen Velounfall und mein betreuender Arzt erklärte mir sehr eindringlich, dass ich unmöglich am 1. August 2013 die Praxis eröffnen könne. Das bereitete mir grosse Sorgen. Dadurch wurde mir verdeutlicht, dass durch einen Ausfall meiner Person die Praxis zum Stillstand kommt. Des Weiteren war die Praxisübernahme mit einer räumlichen Veränderung verbunden (von der Zentralschweiz nach Kerzers). Meine Freunde waren also recht weit entfernt und sie fehlten mir.

War es schwierig im Fall einer «Praxisübernahme» einen Bankkredit zu erhalten?
FEDERER & PARTNERS arbeiteten mit mir zusammen den Businessplan aus. Ich denke, dass ein gut ausgearbeiteter Businessplan äusserst hilfreich ist, einen Bankkredit mit guten Konditionen zu erhalten. Zudem hatte ich mich auf die Treffen mit den jeweiligen Bankberatern gut vorbereitet. Ich erhielt den Bankkredit ohne Schwierigkeiten.

Wie haben Sie die letzten Tage vor der «Praxisübernahme» erlebt?
Durch meinen Unfall kam es zu zeitlichen Verzögerungen. Kurz vor Praxisstart kumulierten sich daher noch sehr vielen Arbeiten (Treffen mit den Bankberatern, Lieferung des Ultraschallgerätes, Unterzeichnung der Verträge für die Versicherung, usw). Selbst unser geschätzter Versicherungsberater packte noch beim Einräumen der Praxis mit an. Zeit, um mich auf den Start emotional vorzubereiten, blieb mir leider nicht. Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis? Ich war sehr dankbar, dass an meinem ersten Arbeitstag Frau Affolter, eine sehr erfahrene, sichere Praxisassistentin, mit anwesend war. Sie kannte die Abläufe in der Praxis gut, so dass alles reibungslos lief. Das war sehr beruhigend für mich. Die ersten Kontakte mit meinen neuen Patientinnen waren angenehm. Am Ende des Tags war das Gefühl da «Alles ist gut».

Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach über 2 Jahren?
Ich habe den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut. Sein eigener Chef zu sein hat den Vorteil, alles gestalten zu können, was spannend ist und mir Zufriedenheit gibt. Auf der anderen Seite bedeutet das für mich, einfach ALLES managen zu müssen (Personalwesen, technische Defekte, Steuern…), zum Glück kann ich auch diesen Aufgaben etwas abgewinnen. Angesichts der wachsenden Anzahl an Patienten scheint es mir sinnvoll, zukünftig mit einem Praxispartner zusammenzuarbeiten.

Was würden Sie heute anders machen?
Heute würde ich mutiger Veränderungen in die Wege leiten, wenn eine Anstellungssituation nicht zufriedenstellend ist. Mein Anstellungsverhältnis vor der Praxisübernahme endete im Mai 2013, so dass mir nur zwei Monate reine Vorbereitungszeit blieben. Diese Zeitspanne ist definitiv zu kurz. Mit einer längeren Vorbereitungszeit wäre ich vor Praxisstart noch eine Woche in Urlaub gefahren.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Ein ehrlicher Austausch mit Familie und Freunden war und ist für mich unverzichtbar. Zudem denke ich, dass ich eine gute Intuition habe. Gerne höre ich auf mein Bauchgefühl, welches mich auch nach Kerzers geführt hatte. Im Kontakt mit meinen Patientinnen bin ich authentisch. Ich habe das Gefühl, dass dies meine Patientinnen sehr schätzen. Nach wie vor liebe ich meinen Beruf; ich bin sicher, dass das für mein Umfeld spürbar ist. Zudem war Frau Tamazian, meine Beraterin bei FEDERER & PARTNERS, mir eine gute Lehrmeisterin. Dafür danke ich ihr.

Was würden Sie Ihren Kollegen, welche den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Ich kann nur empfehlen, sich durch qualifizierte Berater unterstützen zu lassen. Bildlich gesprochen sollte in den Rucksack für den Weg der Selbstständigkeit folgendes eingepackt werden: Ausdauer, Mut, Gelassenheit, Vertrauen in sich selbst, Selbstkritik, Freude an vielseitigen Aufgaben, Achtsamkeit und eine Familie, die hinter dem Projekt steht.

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