Aktuell.
Alles im Blick.
PD Dr. med. Antal Csepregi
Herr Doktor Csepregi war langjährig als angestellter Arzt in Spitälern in Deutschland tätig. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit übernahm er im Jahr 2013 eine gastroenterologische Praxis in Reinach BL. Diese führte er nicht nur erfolgreich fort, sondern baute das Leistungsangebot nach seinen Vorstellungen und Wünschen auf eine ganzheitliche Diagnostik und Therapie aus.
Herr Doktor Csepregi, warum haben Sie sich für eine Praxisübernahme und nicht für eine Eröffnung entschieden?
Über sechzehn Jahre war ich in Deutschland in unterschiedlichen Spitälern in verschiedenen Positionen tätig, jedoch nicht in der Schweiz. Eine Praxisübernahme bedeutet auch die Mitübernahme zufriedener Patienten, sodass man nicht auf das Risiko einer Praxiseröffnung, das heisst einen Neubeginn, eingehen muss. Durch die Übernahme der Praxis und des Teams hatte ich eine geregelte und gut etablierte Ausgangssituation.
Warum haben Sie sich ausgerechnet in Reinach niedergelassen?
Mit der Praxisübernahme habe ich mich über mehrere Monate intensiv beschäftigt, unter anderem auch mit Möglichkeiten in Deutschland und in Österreich. Unter den Ländern, wo die deutsche Sprache gesprochen wird, habe ich die Gesamtsituation in der Schweiz am positivsten bewertet, insbesondere in Bezug auf die Patientenorientierung und -freundlichkeit. Die Möglichkeit, eine gastroenterologisch orientierte Facharztpraxis zu übernehmen, gab es zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz nur in Reinach.
War für Sie eine Gemeinschaftspraxis nie ein Thema? Warum?
Eine Gemeinschaftspraxis hat in der Schweiz relativ wenig Tradition und erfordert aber gleichzeitig die Zusammenarbeit von Kollegen, die über den gleichen Arbeitsstil, emotionale Vorstellung, bewusste Patientenorientierung usw. verfügen. Darüber hinaus muss sich der Zuweiserkreis oder die Zahl der vorzustellenden Patienten rapide erweitern, damit die Praxis zwei oder mehr Ärzte gleichzeitig finanziell vertragen kann. Aktuell stellt die Gemeinschaftspraxis für mich keine Option dar.
Wie haben Sie das Projekt Praxisübernahme vorbereitet?
Die Praxisübernahme aus dem Ausland zu organisieren ist eine erhebliche Herausforderung, sodass ich die Unterstützung einer professionellen Beratungsfirma in Anspruch genommen habe. Dadurch konnte ein Teil der Vorbereitungsmassnahmen mit Zuhilfenahme dieser Firma vor Ort organisiert und erledigt werden.
War es schwierig, im Fall einer Praxisübernahme einen Bankkredit zu bekommen?
Einem ausländischen Arzt, der vor der Praxisübernahme noch nie in der Schweiz beruflich tätig war, konnten die Banken wohl kein Darlehen zusprechen. Die meisten wollten gar nicht zuhören und mich kennenlernen, ob man mir die Praxisführung überhaupt zumuten kann. Letztendlich konnte die Praxisfinanzierung wiederum mithilfe meiner Beraterfirma realisiert werden.
Wie haben Sie die letzten Tage vor dem Einstieg erlebt?
Diese Tage waren ziemlich chaotisch. Ich musste die Praxis vorzeitig, sechs Wochen vor dem vereinbarten Termin, aufgrund unerwarteter Vorkommnisse übernehmen. Ich musste einfach ins kalte Wasser springen. Es ist aber alles gut gegangen, unter anderem dank meinem Team.
Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis?
Die ersten Tage waren wegen der sprachlichen Schwierigkeiten, den Dialekt Schweizerdeutsch zu verstehen, ein Albtraum. Aber mithilfe des Praxisteams habe ich die schwierige Zeit letztendlich problemlos überwunden.
Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach über fünf Jahren?
Die Praxis hat sich nach einer Übergangsphase stabilisiert. Unsere Tätigkeit hat sich erheblich verändert, unter anderem weil wir neben den Patienten mit klassischen gastroenterologischen Problemen zunehmend auch Patienten behandeln, die nicht nur eine symptomorientierte schulmedizinische Behandlung, sondern eine ganzheitliche Diagnostik und Therapie wünschen.
Was würden Sie heute anders machen?
Im Wesentlichen würde ich heute nichts anders machen, als ich es mir vor der Praxisübernahme vorgenommen hatte. Die Übernahme der Praxisassistentinnen war wahrscheinlich die beste Entscheidung im Rahmen der Entschlüsse, die ich damals getroffen habe.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Mein Team und ich sind patientenorientiert. Wir versuchen, unsere Patienten ganzheitlich zu behandeln. Unsere Patienten schätzen sehr, dass wir sie in den Genesungsprozess und die Therapie mit einbeziehen.
Was würden Sie Ihren Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Die Selbstständigkeit ist eine grosse Herausforderung, nicht nur finanziell, sondern auch beruflich, hat aber sehr viele positive Aspekte, unter anderem Flexibilität und selbstständige Gestaltung der Patientenbetreuung. Meinen Kollegen kann ich den Schritt in die Selbstständigkeit uneingeschränkt empfehlen, auch die Gründung einer Einzelpraxis. Ich habe die Praxisübernahme nie bereut.
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