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Mehr Lebensqualität geniessen – Gründung der eigenen Praxis am Wohnort
Frau Doktor Gerber-Hollbach hat im Herbst 2019 ihren Traum der eigenen ophthalmologischen Praxis verwirklicht. Wie sie die Vorbereitungs- und Aufbauphase erlebte und wie sich das ZAK Zentrum für Augen Küsnacht entwickelt hat, schildert sie im Interview.
Frau Doktor Gerber-Hollbach, warum haben Sie sich für die Neugründung einer Praxis entschieden anstelle einer Praxisübernahme?
Oftmals befanden sich bestehende Arztpraxen in umgebauten Wohnungen und häufig entsprachen ältere Praxen nicht mehr den heutigen Anforderungen bezüglich Rollstuhl- und Kinderwagengängigkeit bzw. Zugänglichkeit. Zum anderen wollte ich gern eine Praxis mit eigenen Parkplätzen vor der Tür und genügend Platz, um auch in einigen Jahren noch Kapazitäten zu haben.
Warum haben Sie sich ausgerechnet in Küsnacht niedergelassen?
Wir wohnen selbst hier. Nachdem ich viele Jahre zur Arbeit und zurück gependelt bin, wollte ich gern einen kurzen Arbeitsweg − denn Zeit ist Geld. Zumindest hat mir Herr Federer dies einmal eindrucksvoll vorgerechnet. Als berufstätige Mutter ist es hilfreich, nah am Zuhause zu arbeiten. Für die Praxis ist eine gute Erreichbarkeit des Arztes ebenfalls von Vorteil. Und es ist natürlich ein Privileg, sich um seine Mitmenschen, Freunde und Nachbarn kümmern zu dürfen.
War die Idee eines Zentrums und die Kooperation mit mehreren Ärzten von Anfang an geplant?
Ja. Ich habe immer in Universitätsspitälern gearbeitet und schätze die Zusammenarbeit und den fachlichen Austausch mit Kollegen. Jeder hat sein Steckenpferd, und die Versorgung ist sicher vielseitiger möglich in einem Zentrum. Auch bei Krankheit oder Ferien kann so die Patientenversorgung gut organisiert werden.
Wie haben Sie Ihre Praxiseröffnung vorbereitet? Gab es Herausforderungen, die Sie meistern mussten?
Ja, es gab und gibt noch heute viele Herausforderungen. Die Suche einer geeigneten Immobilie gestaltete sich tatsächlich schwierig. Ebenso die Suche nach geeigneten Partnern für das Projekt, angefangen beim Architekten bis hin zum IT-Betreuer, Website, Software, Versicherungen etc. … Als Arzt ist man eben «nur» Mediziner, die Auswahl der medizinischen Ausstattung empfand ich als wesentlich einfacher.
War es schwierig, für die Praxisneugründung einen Bankkredit zu bekommen?
Dank guter Unternehmensberater und eines guten Businessplans war dies im Vergleich zu anderen Herausforderungen relativ problemlos.
Wie haben Sie die letzten Tage vor der Praxiseröffnung erlebt?
Ziemlich chaotisch. Ich erinnere mich noch gut − in der Praxis wurde an allen Ecken und Enden auf Hochtouren gearbeitet. Meine Familie und Freunde waren eingespannt und haben alle mit angepackt. Vieles wurde auf die letzte Minute fertig, aber am Ende hat alles funktioniert und wir konnten wie geplant starten.
Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis?
Aufregend und schön. Fast unwirklich. Wir hatten etwa anderthalb Jahre im Vorfeld schon alles geplant und viel gearbeitet, und es war am Ende Wirklichkeit geworden. Trotz guter Planung fehlten tausende Kleinigkeiten, ebenso mussten wir uns als Team erst einspielen und unsere eigenen Abläufe erstellen.
Die Corona-Krise war wohl für Sie als Jungunternehmerin kurz nach der Praxiseröffnung ein herber Schlag. Wie haben Sie und Ihr Team diese aussergewöhnliche Situation erlebt?
Ja, Corona war ein herber Rückschlag. Vor allem für das motivierte Team, das plötzlich ausgebremst wurde. Wir hatten dadurch tatsächlich mit einigem Personalwechsel zu kämpfen. Die Corona-Krise hat frühzeitig gezeigt, wer wirklich hinter dem Team und der Praxis stand und wer nicht. Im Nachhinein vielleicht das Beste, das uns passieren konnte?!
Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach über einem Jahr? Wie meistern Sie die Herausforderung, die eigene Praxis und die junge Familie unter einen Hut zu bringen?
Jetzt bin ich froh über die Situation, wie sie ist. Wir haben eine tolle Praxis mit einem kompetenten Team auf die Beine gestellt. Ich denke, für eine Familie sind Rückhalt und eine gute Organisation im Haushalt und bei der Kinderbetreuung wichtig. Dank einer guten Software kann ich auch am Abend oder Wochenende von daheim aus arbeiten. Ansonsten kommen die Kinder aber auch gern mit in die Praxis, falls notfallmässig oder am Wochenende etwas zu erledigen ist.
Welche Erfahrungen haben Sie beim Rollenwechsel von der Angestellten zur Vorgesetzten gesammelt?
Viele − und leider nicht nur positive. Es ist ein andauernder Lernprozess, selbst Chefin zu sein. Ich hatte zwar plötzlich viele Freiheiten, aber auch viele neue Pflichten und administrative Tätigkeiten. Zum Glück hatte ich stets gute Berater an meiner Seite, auf die ich auch gehört habe. Daher konnte ich immer auf eine zuverlässige, neutrale Meinung zurückgreifen, wenn es nötig war.
Was würden Sie heute anders machen?
Nichts.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Ganz ehrlich habe ich aus sozialen Gründen Medizin studiert. Früher wie auch heute mache ich meinen Job mit vollem Herzblut. Ich finde, es hilft, authentisch und offen zu bleiben und die Patienten so zu versorgen, wie man auch selbst als Patient behandelt werden möchte. Ich glaube, dass Patienten dies merken und langfristig wertschätzen. Ob das der Weg zum Erfolg ist, weiss ich nicht, aber das entspricht zumindest meiner persönlichen Philosophie.
Was würden Sie Ihren Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Sucht euch gute und verlässliche Partner und Berater für die Selbstständigkeit. Das Beste ist ein zuverlässiger und erfahrener Unternehmensberater, der euch nach Möglichkeit auch längerfristig betreut und viel Arbeit abnehmen kann. Man muss ja nicht alle Fehler selbst machen. 😉
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