Aktuell.
Alles im Blick.
Ein Investor als Nachfolger – Erfahrungsbericht zu einem neuen Modell
Herr Dr. med. Hartmut Kuck hat erfolgreich die Augenarztpraxis Dr. Kuck & Kollegen mit zwei verschiedenen Standorten in der Ostschweiz aufgebaut. Er hat seine Praxis an einen Investor übergeben und ist weiterhin darin tätig. Hier erzählt er uns, wie er die vergangenen Jahre in der Praxis und den Prozess der Nachfolgeregelung erlebt hat.
Vor mehr als zehn Jahren haben Sie Ihre Augenarztpraxis eröffnet. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung rückblickend?
Die Praxis entstand durch eine Übernahme eines Vorgängers vor sechzehn Jahren, also lang zurückliegend. Aus verschiedenen Gründen war die Entscheidung damals schwierig, allerdings hat sie die Praxistätigkeit in einer Reihe von guten Jahren ermöglicht.
Wie hat sich Ihre Praxis und die Ophthalmologie im Allgemeinen in den letzten Jahren entwickelt?
Die Ophthalmologie hat einen grossen Sprung in Richtung Digitalisierung, neue Hightech Untersuchungsmethoden (z. B. optische Kohärenztomografie) und bezüglich der Fokussierung auf bestimmte Behandlungsmethoden (Linsenchirurgie, intravitreale Operationen) gemacht. Letzteres ist nicht nur positiv, sondern geht auch mit einer gewissen Verengung des Spektrums einher: Zum Beispiel wurde die Verkehrsmedizin oft anderen Leistungserbringern überlassen, manche operative Spezialitäten (z. B. Strabismuschirurgie) findet man überwiegend nur noch an grossen Kliniken.
Gibt es Dinge in Bezug auf Ihre eigene Praxis, die Sie heute anders machen würden?
Die heutige Arbeitsverdichtung und die Tendenz zur Subspezialisierung erfordern die frühzeitige Zusammenarbeit mit Praxispartnern. Hier wäre eine noch frühere Suche nach geeigneten Arztkollegen/Arztkolleginnen sinnvoll gewesen.
War es für Sie schwierig, eine geeignete Nachfolgeregelung zu finden?
Die Übergabe an einen Investor erfolgte im März 2021, wobei ich Miteigentümer blieb. Eine geeignete Nachfolgeregelung war insbesondere durch die restriktive Zulassungsgesetzgebung (Bund, Kanton) sehr schwierig.
Sie sind nach wie vor in der Praxis tätig. Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit mit dem Investor erwies sich als überraschend positiv. Es gab insbesondere keine Vorgaben, die die Indikationsstellung und Leistungserbringung beeinflusst hätten.
Was würden Sie heute beim Prozess der Praxisübergabe anders machen? Worauf muss besonders geachtet werden?
Die Verhandlungen mit einem Investor bedeuten natürlich, dass auf der Seite des Verkäufers die Zahlen über die Leistungserbringung, Kosten und Erlöse gut aufbereitet sein müssen, um präzise diskutieren zu können. In vielen Fällen ist es sinnvoll, einen Anwalt oder Treuhänder des Vertrauens beizuziehen, der die Verhältnisse allerdings gut kennen muss. Hier ist auch eine erfahrene Praxisvermittlung von Nutzen.
Was würden Sie Ihren Kollegen, die den Schritt der Praxisübergabe noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Sie sollten die Gesichtspunkte zur vorigen Frage beachten. Ausserdem muss jeder gut überlegen, ob er noch weiter in der Praxis tätig sein will bzw. kann. Dies wird vom übernehmenden Investor häufig erwartet.
Was würden Sie jüngeren Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, raten?
In einem kapitalintensiven Fachgebiet sollten sie unbedingt dem Eintritt in eine Mehrpersonen-Sozietät den Vorrang geben. Die operative oder nicht-operative Einzelpraxis kann die vielfältigen Anforderungen nicht mehr erfüllen.
Was sind Ihre Pläne für den neuen Lebensabschnitt?
Vorerst hat sich wenig geändert, immerhin gehe ich nun einigen wenigen Hobbys intensiver nach. Und ich freue mich, dass die in vielen Jahren gesammelten Erfahrungen noch immer gefragt sind.
Newsletter
Wir würden uns freuen,
auch Sie zu den Abonnenten unseres
Newsletters zählen zu dürfen.
F&P
Empfiehlt
Newsletter 09/2024
Mehr lesenEffiziente Bekämpfung der steigenden administrativen Belastung
Die Anforderungen an Arztpraxen seitens der Behörden werden immer grösser, was einen enormen administrativen Mehraufwand für die Ärzt*innen, aber ...
Mehr lesen