Aktuell.
Alles im Blick.
Dr. med. Stephan Estermann
Es gibt einfachere Standorte für die Gründung einer eigenen Augenarztpraxis als die Stadt Zürich, wo die Ärztedichte im Allgemeinen sehr hoch ist. Mit einem guten Plan, den passenden Voraussetzungen und vor allem den richtigen Netzwerken gelang es Herrn Doktor Estermann jedoch, innerhalb von drei Jahren eine erfolgreiche Augenarztpraxis aufzubauen, die er heute gemeinsam mit einer Praxispartnerin führt.
Herr Doktor Estermann, warum haben Sie sich ausgerechnet in der Stadt Zürich niedergelassen?
Vor der Eröffnung meiner Praxis war ich schon seit zehn Jahren in Zürich als Augenarzt tätig. Zuerst arbeitete ich im Stadtspital Triemli und dann in der Vista Diagnostic AG. Somit war ich beruflich bereits gut in der Stadt Zürich verankert. Ein weiterer Grund war, dass während dieser Jahre Zürich auch mein privater Lebensmittelpunkt geworden ist und ich mich in der Stadt an der Limmat zu Hause und wohl fühle. Die Eröffnung einer Praxis in der Stadt Zürich ist bekanntlich aufgrund der hohen Ärztedichte ein nicht ganz risikoloses Unterfangen.
Was war Ihre Strategie, um dieses Risiko zu minimieren?
Es ist tatsächlich so, dass aufgrund der hohen Dichte an Spezialärztinnen und Spezialärzten in der Stadt Zürich die Eröffnung einer Spezialarztpraxis kein risikoloses Unterfangen ist und einer guten Planung bedarf. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg scheint mir dabei eine bereits etablierte Vernetzung mit den Kolleginnen und Kollegen und den vor Ort befindlichen Kliniken zu sein. In meinem Fall ist es so, dass ich aufgrund meiner Spezialisierung im Bereich Glaukom und vorderes Augensegment schon seit mehreren Jahren auf Basis von Zuweisungen tätig war und bin. Auch bei meinen vorigen beiden Arbeitgebern bestand ein wesentlicher Teil meiner Sprechstundentätigkeit in Form von Zuweisungen. So war es Ziel, diese Zuweisertätigkeit ebenfalls in meine private Praxistätigkeit als Business-Standbein mitzunehmen und weiterzupflegen. Des Weiteren bot sich mir die Möglichkeit, den Patientenstamm einer Kollegin zu übernehmen, die in Pension ging. Diese drei Faktoren – etablierte Vernetzung vor Ort, Zuweisertätigkeit und Übernahme eines bestehenden Patientenstammes – waren entscheidend für ein erfolgreiches Praxisprojekt.
Hat sich diese Investition in den bereits existierenden Patientenstamm gelohnt?
Die Übernahme eines bereits bestehenden Patientenstamms schien mir zusammen mit dem Zuweisernetzwerk und dem zwischenzeitlich selbst aufgebauten, noch kleinen Patientenstamm eine solide Grundlage, um die eigene Spezialarztpraxis in der Stadt Zürich aufzubauen. Bei der Übernahme eines bestehenden Patientenstammes und einer Praxiseröffnung in neuen Räumlichkeiten an einem anderen Ort bestand die Herausforderung nicht nur darin, die Patientinnen und Patienten für den neuen Arzt zu gewinnen, sondern auch für einen örtlichen Umzug zu motivieren. Dieses Szenario bedurfte besonderer Aufmerksamkeit.
Da sich die Räumlichkeiten der Vorgängerin nicht mehr für die Zukunft eigneten, musste ich nach einem neuen Standort Ausschau halten. Ich erachtete es als ideal, neue Räumlichkeiten möglichst nahe der bisherigen Praxis zu finden, was nicht einfach war, sich dann aber schliesslich mit etwas Glück realisieren liess.
Sie führen heute die Praxis zu zweit. War für Sie eine Einzelpraxis nie ein Thema? Warum?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich eine Praxisinfrastruktur planen und aufbauen werde, die für mindestens zwei Ärzte Platz bietet. Da ich auch chirurgisch als Belegarzt tätig bin, gibt es Tage, an denen ich nicht in der Praxis bin, die Infrastruktur somit ungenutzt bleibt und den Patientinnen und Patienten kein Arzt zur Verfügung steht. Diesen Umstand wollte ich mit der Gründung einer Praxispartnerschaft bzw. Gemeinschaftspraxis angehen. Durch meine Ausbildung und langjährige Tätigkeit in Zürich stand ich in regelmässigem Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen. So hat sich bereits vor der Praxiseröffnung meine Kollegin KD Dr. med. Helena Armbruster-Kordic für einen Einstieg in die Praxis interessiert. Für mich war klar, dass diese Zusammenarbeit auf partnerschaftlicher und somit gleichberechtigter Basis erfolgen soll. Denn nur wer Verantwortung übernimmt, wird sich einem Unternehmen auch langfristig verpflichtet fühlen. Die Gründung der Praxispartnerschaft erfolgte gut sechs Monate nach Praxiseröffnung. Die Zusammenarbeit während der ersten zwei Jahre als Team war bis jetzt sehr erfreulich und von gegenseitigem Respekt und grossem Engagement geprägt.
Wie haben Sie das Projekt Praxiseröffnung vorbereitet?
Das Praxisprojekt war ja sehr vielschichtig. Es bestand aus der Übernahme eines bestehenden Praxisstamms, der Suche nach und Miete von neuen Räumlichkeiten, dem Ausbau der Räumlichkeiten, dem Aufbau des neuen Praxisbetriebes und natürlich auch der Finanzierung. Das Projekt war facettenreich, mehrgleisig und bedurfte einer seriösen Planung und vor allem der Unterstützung fachkundiger Experten. Wichtig schien mir dabei vor allem eine Koordination der diversen Arbeiten und involvierten Auftragnehmer durch eine zentrale Stelle. So habe ich mich diesbezüglich auf die Expertise der Firma FEDERER & PARTNERS gestützt, wo ich im gesamten Prozess von der Vorprojektierung bis zur Realisierung und der Etablierung des Praxisbetriebes kompetent durch eine Mitarbeiterin begleitet und unterstützt wurde. Die involvierten Fachpartner (Architektur und Aus-/Umbau, Inneneinrichtung inklusive Gerätschaften, Software etc.) habe ich selber ausgewählt. Der ganze Prozess war intensiv und konfrontierte mich mit Entscheidungen, die einer guten Vorbereitung und fachkundiger Beratung bedurften.
War es schwierig, in Ihrem Fall einen Bankkredit zu bekommen?
Neben meiner Hausbank hat mich FEDERER & PARTNERS mit anderen potenziellen Finanzierern in Verbindung gebracht auf Basis eines zuvor erstellten Businessplans. Interessant war, dass verschiedene Banken auf das Faktum der hohen Dichte an Spezialärzten in der Stadt Zürich hingewiesen haben. Schliesslich konnte ich mit dem Businessplan, der auf den drei bereits erwähnten Pfeilern beruhte, eine tragfähige Finanzierung des Projekts realisieren.
Wie haben Sie die letzten Tage vor der Eröffnung erlebt?
Die letzten Tage vor der Eröffnung waren weniger turbulent, als ich es mir vorgestellt hatte. Dank der guten Zeitplanung durch Herrn Pettorino von der Firma Meier-Zosso AG war der Praxisumbau und -innenausbau im Zeitplan und rund einen Monat vor Beginn der Sprechstundentätigkeit fertig. Zusammen mit meiner ersten Mitarbeiterin startete ich den Betrieb einen Monat vor dem ersten Patienten. Wir definierten zusammen die Sprechstundenabläufe, die Patientenprozesse, integrierten die Geräte zusammen mit der Softwarefirma Hexabit, kümmerten uns um Briefschaften und die Gestaltung und das Aufschalten der Homepage und
nicht zuletzt auch um das Finish beim Praxisdesign. So legten wir am ersten Sprechstundentag Punkt 8.00 Uhr mit dem ersten Patienten los. Seither funktioniert der Betrieb ohne grössere Pannen reibungslos – auch mit zwischenzeitlich zwei Ärzten.
Und wie war der erste Tag in der eigenen Praxis?
Dies war ein sehr emotionaler und einzigartiger Moment. Ich erinnere mich sehr genau an den ersten Patienten. Wir schenkten ihm als Andenken das Buch «1000 places to see before you die». Er ist noch heute Patient in meiner Praxis. Am Abend des ersten Tages waren wir alle geschafft und glücklich, dass das Projekt eigene Praxis erfolgreich und ohne Schwierigkeiten gestartet war. Es bestand ein Gefühl von grosser Genugtuung, Dankbarkeit an alle involvierten Institutionen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch ein wenig Stolz.
Wie beurteilen Sie die Situation jetzt nach fast drei Jahren?
Die letzten drei Jahre waren beruflich eine intensive und bewegte Zeit. Es freut mich nun zu sehen, dass seit rund einem Jahr auch etwas Routine einkehrt. Ich habe die Praxis im Oktober 2016 als Einzelpraxis eröffnet und im April 2017 in ein partnerschaftliches Unternehmen zusammen mit KD Dr. med. Helena Armbruster-Kordic überführt. Mit dieser Erweiterung nur sechs Monate nach der eigentlichen Praxiseröffnung musste der Betrieb nochmals neu ausgerichtet und organisiert werden. Es bedeutete zusätzliches Personal einstellen, aber auch Umstellungen im Bereich der IT, der Praxisstruktur und bei der Sprechstundenplanung. Retrospektiv kann ich sagen, dass das Jahr vor der Praxiseröffnung zusammen mit dem ersten Betriebsjahr zu den lehrreichsten meiner bisherigen beruflichen Karriere gehören. Die Transformation vom Angestellten zum selbstständigen Unternehmer und die Gründung einer Praxispartnerschaft waren etwas vom Spannendsten, was ich bislang erleben durfte, und es macht nach wie vor grosse Freude.
Was würden Sie heute anders machen?
Ich kann sagen, dass ich gar nichts anders machen würde! Es ist dank grossem Engagement und viel Einsatz und Herzblut alles so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Den Gang in die Selbstständigkeit habe ich für mich zum richtigen Zeitpunkt gewählt und der Start ist geglückt. Ich erachte es auch als grosses Privileg, zwischenzeitlich eine Praxispartnerin zu haben, mit der ich mich fachlich austauschen kann und die unternehmerische Entscheidungen mitträgt.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Als Arzt in der eigenen Praxis muss man «Menschenliebhaber» sein und Freude an der selbstständigen Arbeit haben. Des Weiteren sollte man eine fundierte Ausbildung genossen haben und vor Ort gut vernetzt sein, damit einen die ärztliche Tätigkeit nicht überfordert und man weiss, an wen man sich wenden muss, wo die eigene Kompetenz überschritten wird. Die chirurgische, feinmechanische Tätigkeit erlaubt mir zudem eine spannende Ergänzung zur Sprechstundentätigkeit und nicht zuletzt ist eine gut funktionierende Gemeinschaftspraxis mit einer Partnerin oder einem Partner auf Augenhöhe ein enormes Privileg, für das es aber auch Engagement und Kompromissbereitschaft braucht. Wenn man das erreicht und dafür kämpft, steht dem Erfolg nichts im Wege.
Was würden Sie Ihren Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit noch vor sich haben, mit auf den Weg geben?
Am Anfang muss der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unternehmergeist stehen, dann folgt Engagement und Leidenschaft für unsere Patientinnen und Patienten. Das ist das Grundwerkzeug für eine erfolgreiche und erfüllende selbstständige Praxistätigkeit.
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