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Dr. med. Andrea Hufschmidt – Berufserfolg im Rüebliland

Frau Dr. med. Andrea Hufschmidt betreibt seit sieben Jahren erfolgreich eine Hausarztpraxis in Lenzburg im Kanton Aargau. Aufgrund der fehlenden Selbstdispensation wird der Kanton Aargau von Praxisneugründern oder -nachfolgern oft als Praxisstandort übersehen. Dabei lässt es sich auch im Kanton Aargau sehr gut leben und von einigen Standortvorteilen profitieren.

Sie führen eine Praxis in Lenzburg, wie kam es dazu, dass Sie sich im Kanton Aargau niederliessen?
Ursprünglich komme ich aus München, wo ich bereits einige Jahre als selbstständige Ärztin tätig war. Lenzburg lernte ich durch meinen ehemaligen Schweizer Lebenspartner kennen. Nachdem wir längere Zeit eine Fernbeziehung geführt hatten, entschied ich mich vor zwölf Jahren, meine Praxis in München aufzugeben, zu meinem ehemaligen Lebenspartner nach Lenzburg zu ziehen und in eine Praxis einzusteigen. Die Beziehung und die Zusammenarbeit waren allerdings nicht von langer Dauer, worauf ich meine eigene Praxis in Lenzburg eröffnete.

Weshalb haben Sie sich für Lenzburg als Praxisstandort entschieden?
Aus meiner Tätigkeit in der vorhergehenden Praxis hatte ich bereits einen eigenen Patientenstamm. Zudem erlebe ich hier in Lenzburg eine sehr vielseitige und unheimlich interessante Medizin. Neben meiner Grundversorgerarbeit bin ich sehr engagiert in der Diagnostik (v. a. Ultraschall) und kann so viele spannende Erstdiagnosen stellen. Unter anderem einige Karzinome, viele hämatologische Befunde, infektiologische Diagnosen wie zum Beispiel Hasenpest. Dazu kommt, dass wir hier im Kanton Aargau ein sehr gutes Spezialisten-Netzwerk haben. Neben den ansässigen Spezialisten in Aarau, Lenzburg, Baden, Brugg und Wohlen ist auch die Beziehung zu den Ärzten in den Kantonsspitälern Baden und Aargau sehr gut. Die Patienten bekommen rasch einen Termin, finden wieder zu mir zurück und von den Kollegen werde ich jeweils gut über die weiteren von mir zu tätigenden Massnahmen gebrieft. Mit der Barmelweid und der Klinik Schützen sowie dem Ambulatorium vom Schützen arbeite ich ausserdem sehr eng bei psychosomatischen Patienten zusammen. Allgemein habe ich sehr nette Kollegen, die gut bei den Patienten ankommen.

Wie würden Sie Ihr Patientengut charakterisieren?
Als bodenständige Patienten, die vielleicht ein bisschen mehr Erklärungen wünschen. Dies hat aber den Vorteil, dass sie das Vorgehen auch akzeptieren und umsetzen. Wobei ich aber nicht die autoritäre Ärztin bin. Ich zeige vielmehr Wege auf und erkläre, was die Guidelines sagen und wie die Risiken sind. Die Patienten können dann selbst entscheiden oder noch eine Zweitmeinung einholen. Der Kontakt zu den Patienten ist sehr angenehm und gewinnbringend.

Wie würden Sie Ihre wirtschaftliche Situation beschreiben?
Ich bin mit der wirtschaftlichen Situation sehr zufrieden und kann mir alles leisten, was ich möchte. Als Praktische Ärztin bin ich abrechnungstechnisch zwar eingeschränkt, meine Praxis ist aber so weit optimiert und organisiert, dass ich diese Lücken gut auffangen kann.

Der Kanton Aargau verfügt über keine Selbstdispensation, empfinden Sie dies als Nachteil?
Ich finde es sogar einen Vorteil, weil ich keinen weiteren Raum brauche, keinen Medikamentenvorrat verwalten muss und keine zusätzliche MPA benötige. Die Apotheken können das besser, daher macht Selbstdispensation in einer Stadt wie Lenzburg keinen Sinn. Zudem wird immer alles komplexer, zum Beispiel wie lange muss ein Medikament aufbewahrt werden oder muss es gekühlt werden usw. Wenn Medikamente ablaufen, können sie nicht mehr benutzt werden und müssen auf eigene Kosten abgeschrieben werden. Aus meiner Sicht generiert die Führung einer Praxisapotheke im städtischen Umfeld Aufwände, die den eher kleinen Zusatzverdienst nicht rechtfertigen.

Sie selbst wohnen auch in Lenzburg. Wie sieht Ihre Work-Life-Balance aus?
Meine Work-Life-Balance empfinde ich als sehr gut. Die Praxis ist sehr straff organisiert: Am Morgen um 7.30 Uhr starte ich in der Praxis, gönne mir eine Stunde Mittagszeit und am Abend spätestens um 18.30 Uhr drehe ich den Schlüssel der Praxistür. Ich sehe dreissig bis vierzig Patienten pro Tag und dank guter Organisation, viel Delegation an meine MPAs, elektronischer Krankengeschichte und zuverlässigem Nachführen der KG während der Sprechstunde ist um 18.30 Uhr die Praxis geschlossen. Am Wochenende und Mittwochnachmittag habe ich frei und somit genügend Raum für Freizeit und Ferien.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit und wie viel Ferien können Sie sich leisten?
Ich selbst bin sehr sportlich und liebe es, mich im Freien aufzuhalten. Von Lenzburg aus bin ich schnell in der Natur, erreiche fast alles mit dem Fahrrad und auch die Berge sind aufgrund der guten Verkehrsanbindung nicht weit entfernet. Ferien mache ich rund sieben Wochen im Jahr und eine Woche Fortbildung, meist in Form eines Kongresses.

Sie suchen gelegentlich einen Nachfolger, für wen würde sich die Praxis eignen?
Für einen breit ausgebildeten Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, der Spass an der Diagnostik hat und über ein solides Fachwissen verfügt. Auch wäre es von Vorteil, wenn ein potenzieller Nachfolger psychosomatischen Fragen nicht abgeneigt ist, da dieses Thema in der Bevölkerung immer grösser wird. Das Schöne an der Grundversorgung wäre, dass man ein breites Wissen hat und Probleme von verschiedenen Seiten her anschauen kann. Im Übrigen würde sich die Praxis auch für zwei Nachfolger eignen, die sich die Arbeit teilen. Der Nachfolger muss auch nicht in Lenzburg wohnen, sondern kann zum Beispiel aus Zürich kommen (zwanzig Minuten entfernt), da der Notfalldienst praktisch nicht vorhanden ist. Der ist rund einmal im Monat unter der Woche als Hintergrunddienst zu leisten, den man nur wenig spürt. Des Weiteren hatte und hat es in Lenzburg eine gewisse Unterversorgung an Hausärzten. Es gibt viele ältere Kollegen in Lenzburg, daher hat es ein sehr hohes Potenzial für die nachfolgenden Ärzte. Zudem wächst die Region stark.

Eine Gewissensfrage: Wären Sie zwanzig Jahre jünger, würden Sie eine Praxis in der Stadt Zürich oder wieder in Lenzburg eröffnen?
Ganz klar in Lenzburg, aber ich würde vielleicht in Zürich wohnen.

Und die letzte Frage: Was würden Sie jüngeren Kollegen raten, die sich selbstständig machen?
Gehen Sie zuerst in ein Zentrum, dann wissen Sie nachher, was Sie wollen und vor allem was nicht. Wenn Sie sich selbstständig machen wollen, dann machen Sie sich von Anfang an richtig selbstständig, das heisst nicht in einem Zentrum oder mit einem fremdbestimmenden Inhaber, ausgenommen natürlich ärzteeigene und arztgeführte Gruppenpraxen.

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